Klatovy, Tschechien.Aufholjagd wird nicht belohnt.
Unglaubliche 45,2 Sekunden konnte Julian Wagner am zweiten Wertungstag der Rallye Sumava Klatovy auf den nach Tag eins Führenden aufholen. Die Entscheidung um die Podiumsplätze jedoch fiel abseits der Strecke, am grünen Tisch.
Rund um die Stadt Klattau fand am vergangenen Wochenende der zweite Lauf der tschechischen Rallye Meisterschaft statt. Als einziger Österreicher ging Julian Wagner mit Beifahrerin Anne Katharina Stein an den Start, um weitere Meisterschaftspunkte in der Wertung für 2-Rad-angetriebene (2WD) Fahrzeuge zu sammeln. Gleichzeitig war die Rallye Sumava Klatovy auch Austragungsort des ersten Laufes zum diesjährigen Peugeot 208 R2 Cup Tschechien, den Wagner in diesem Jahr ebenfalls für sich entscheiden möchte.
Nach einem verhaltenen Start am Freitag und einigen Set-Up Problemen fand sich der Youngster aus Oberösterreich am Ende der Etappe 1 zunächst nur auf Platz 5 der 2WD Wertung und auf Platz 3 im Peugeot 208 Cup wieder.
„Ich bin mit unseren Zeiten vom Freitag absolut nicht zufrieden.“, resümiert Wagner kritisch. „Wir haben zu sehr mit dem Auto gehadert, das einfach noch nicht perfekt auf die schnellen, welligen Strecken abgestimmt war, und konnten keinen wirklich guten Rhythmus finden.
“ Nach einer entsprechend intensiven Auswertung in der Nacht und kleinen aber wirkungsvollen Änderungen an den Fahrwerkseinstellungen des Peugeot 208 R2 startete Wagner am Samstag eine eindrucksvolle Aufholjagd und setzte im Laufe des Samstag Vormittags ganze drei von vier möglichen Bestzeiten. Da auch auf der vierten Sonderprüfung des Tages nur 0,3 Sekunden zur Spitzenzeit der Kategorie fehlten, fand sich der 23-jährige zur Halbzeit der zweiten Wertungsetappe verdient auf Platz drei und mit nur mehr knapp 20 Sekunden Rückstand sogar in Schlagdistanz zu Platz 1 wieder.
Entsprechend motiviert eröffnete das Duo Wagner/Stein auch die zweite Schleife der Etappe 2 mit einer weiteren Bestzeit und wies die Konkurrenten um das Podium auch in der folgenden Wertungsprüfungen auf die dritte respektive vierte Zeit zurück.
Vor der alles entscheidenden 19 Kilometer langen Sonderprüfung Strasinska lag Wagner mit nur noch 5,6 Sekunden hinter Platz 2 und entschied sich nach Rücksprache mit dem Team für einen Angriff.
„Uns war bewusst dass wir Platz 1 vermutlich nicht mehr aus eigener Kraft erreichen konnten aber Platz 2 war allemal drin. Unser Rückstand betrug zwei Prüfungen vor Schluss nur noch 5,6 Sekunden und alleine bei der ersten Durchfahrt der Sonderprüfung Strasinska hatten wir dem vor uns Platzierten über 8 Sekunden abgenommen.“, berichtet Wagner. „Wir hatten für diese so wichtige lange Prüfung extra zwei neue Räder im Kofferraum dabei um optimale Voraussetzungen für eine wirklich gute Zeit zu schaffen.“
Der Plan des Teams schien zunächst aufzugehen. Trotz schwierigerer, weil deutlich schmutzigerer, Streckenbedingungen verbesserte Julian Wagner seine eigene Bestzeit aus dem ersten Durchlauf um ganze 8 Sekunden. Zum Vergleich: die Allradautos an der Spitze des Feldes verbesserten sich im zweiten Durchgang der Sonderprüfung im Schnitt nur um knapp 2 Sekunden.
Gleichzeitig wurden die Konkurrenten um die Podiumsplätze auf dieser Sonderprüfung jedoch durch einen verunfallten anderen Teilnehmer behindert. Entsprechend dem Reglement hätten die betroffenen Fahrer nun „faire Zeiten“ errechnet und zugeteilt bekommen sollen doch was dann folgte bezeichnet Beifahrerin Anne K. Stein als: „den wohl größten Scherz den ich in meiner bisherigen Rallye Laufbahn erlebt habe.
“ Anstatt die übrigen Zeiten des Wertungstages oder gar die des ersten Durchgangs ebene dieser Sonderprüfung als Berechnungsgrundlage heranzuziehen entschied sich der Veranstalter den betroffenen Teams die von Julian Wagner gefahrenen, sprich die mit Abstand schnellste Zeit der Kategorie zu zuteilen.
„Für mich ist das absolut unverständlich. Ich habe noch nie erlebt, dass Fahrern die eine Sonderprüfung nicht normal absolviert haben einfach die Bestzeit zugesprochen wird. Zumal über die Hälfte der Fahrer der Klasse die Prüfung absolviert haben und mehr als genügend Referenz dafür vorhanden war, dass Julian einfach eine unheimlich starke Zeit gefahren ist, die den anderen nun quasi geschenkt wurde. Fahrer die im ersten Durchgang noch 8,2, 8,3 und ganze 13 Sekunden langsamer waren bekommen nun als „faire Zeit“ Julians Bestzeit? Das kann nur ein schlechter Scherz sein!“, zeigt sich die Deutsche sichtlich entrüstet.
Eine entsprechende Beschwerde beim Veranstalter blieb leider genauso ungehört wie die anderer Fahrer, die zwar selbst von der Entscheidung profitierten, Wagner und seinem Team aber dahingehend zustimmten, dass diese Entscheidung mit Fairness nichts zutun habe und korrigiert werden sollte.
Im Ergebnis belegt Julian Wagner damit nicht den verdienten 2. Platz in der 2WD Wertung sondern muss sich mit Platz 3 in der 2 WD und Platz 2 im Peugeot 208 R2 Cup zufrieden geben.
„Es ist natürlich ärgerlich wie das hier gelaufen ist.“, gibt Vater und Teamchef Fritz Wagner zu bedenken. „Fakt ist aber, dass wir uns nicht unter kriegen lassen und beim nächsten Lauf erst recht wieder angreifen werden.
“ Trotz der äußerst fragwürdigen Vorgehensweise bei der Rallye Sumava führt Julian Wagner die 2-WD weiterhin an und reiht sich in der Gesamtwertung des Peugeot 208 R2 Cups vorerst auf Platz 2 des Klassements ein.
Weiter geht es für den jüngeren der beiden Wagner Brüder am 18./19. Mai bei der Rallye Krumlov. Zuvor tritt Simon Wagner vom 3. - 5. Mai auf der Kanaren Insel Gran Canaria beim zweiten Lauf zur Junioren Rallye Europameisterschaft an.